Migrantin, Europäerin oder vielleicht Österreicherin?
Migration ist ein Vorteil für jede Kultur. In dieser Zeit des Coronavirus leben meine Familie und ich in Österreich. Es stimmt, der österreichische Bundeskanzler ist oft kritisiert worden, weil er sich in seinen Reden ausschließlich auf Österreicher*innen bezieht. Und nein, das stört mich nicht.
Als Immigrantin in Österreich, aber als geborene und aufgewachsene Europäerin sehe ich mich dadurch angesprochen. Es ist mir egal, ob sie mich als Rumänin, Migrantin, Immigrantin bezeichnen … sie können mich sogar als Österreicherin bezeichnen. Denn es ist nicht so wichtig, wie ich genannt werde. Was für mich mehr zählt, ist, welchen Wert ich der Gesellschaft bringe. Ich sehe mich als Teil der neuen Generation von Österreicherinnen* und Österreichern*: international, mehrsprachig, temperamentvoll, bewusst und gutherzig.
Ich identifiziere mich mit mehreren „Etiketten“, mit einer Vielfalt an Etiketten, und fühle mich angesprochen, egal wie jemand einen Satz beginnt, von „Liebe Österreicher*“ bis „Liebe Menschen*“. Ich werde zuhören, und es wird mehr über den Sprecher sagen als über mich. Und selbst das ist nichts mehr als eine Definition der Umstände. In meiner Welt sind Apathie und Aggression dadurch nicht gerechtfertigt.
Und damit Du Migration feiern kannst, wo auch immer Du Dich befindest und wie auch immer Du dich definierst, besteht der erste Schritt darin, die Etiketten zu überwinden, die Dir auferlegt wurden und die dich verletzt haben, und Einfühlungsvermögen zu zeigen. Gib Dein Bestes und vertraue darauf, dass andere dies auch tun! Vielleicht mit mehr Angst, vielleicht mit mehr Vorurteilen.
Wir alle müssen unsere Welten irgendwie vereinfachen. Und wenn Du die Feier der Migration in dieser Vereinfachung einbeziehen möchtest, dann beginne damit, Dich nicht übersehen zu fühlen. Man wird gesehen, man ist wichtig, man ist Teil des Systems, und das, was man geschaffen hat und wofür man steht und arbeitet, ist wesentlich. Aber lass dir Deinen Tag durch Wut oder das Gefühl, misshandelt zu werden, nicht trüben. Vereinfache Dein Leben und appelliere an Dich selbst, schätze Deine Mitmenschen und so viele Menschen wie möglich!
Vielleicht wirst du nicht berühmt, aber Du wirst diese erstaunliche neue Welt, dieses vielfältige Österreich voller Kulturen feiern können. Eine Welt, in der ich Dir versprechen kann: Du bist wichtig!
Iulia Berger